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the Degree Confluence Project
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Uzbekistan : Qoraqalpogʻiston

19.7 km (12.2 miles) NNE of Uchsay, Qoraqalpogʻiston, Uzbekistan
Approx. altitude: 39 m (127 ft)
([?] maps: Google MapQuest OpenStreetMap ConfluenceNavigator)
Antipode: 44°S 121°W

Accuracy: 5 m (16 ft)
Quality: good

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#2: Lake Aral Ground Zero to the North #3: Lake Aral Ground Zero to the South #4: Lake Aral Ground Zero to the East #5: remains of Lake Aral at confluence point #6: GPS #7: exhibits at Muynak ecologic museum #8: brand new Muynak Ecology Museum and the last fish #9: depressing view from former cliff over ship's cemetery at former port of Mo'ynoq - horizonless emptiness where once was water #10: fishing fleet stranded on desert sand at Muynak - most famous symbol of the man-made catastrophe #11: approaching confluence at Aral Sea lake bed #12: sodering cut-off relay

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  44°N 59°E  

#1: Lake Aral Ground Zero to the sundown

(visited by Sabine F and Bernd S)

08-Jul-2019 --

English

08-Jul-2019 -- Auf dem Grund des Aralsees

Wir sagen Tschüss Tien Shan in Kirgistan, rasen ein Stück über die neue Seiden-Autobahn in Kasachstan, bevor wir im Freilichtmuseum Khiva wieder in die alte Seidenstraßen-Pracht eintauchen. Die Folgen der sowjetischen Wasserwirtschaft erfahren wir am Grund des Aralsees in Usbekistan. Getrackt und gegrillt am Tor zur Hölle cruisen wir durch die absurde Leere in Ashgabat Turkmenistan, stürzen uns ins Getümmel lebendiger persischer Hochkultur im Iran und treffen alte Bekannte in den rauhen Landschaften von Armenien. Dies ist die Fortsetzung von 43°N 59°E.

Das viertgrößte Binnengewässer der Welt ist während meiner halben Lebenszeit verschwunden. Das muss man sich mal vorstellen – können. 68.000 Quadratkilometer waren in den 60ern Seefläche und sind heute Wüste. Where have all the liters gone? 1 000 Kubikkilometer sind 1 Billiarde Liter – das ist eine eins mit 15 Nullen. Übrig geblieben ist die jüngste Wüste der Welt – die Aralkum. Die macht hauptsächlich durch giftige Staubstürme mit Herbiziden und Pestiziden von sich reden.

Man kann die Zahlen recherchieren, Berichte lesen und Dokumentationen anschauen. (Un)fassbar wird es erst richtig, wenn man es sich tagelang über 100erte Kilometer erfährt. Das werden wir tun, denn das vollständige Ausmaß verteilt sich über eine ganze Kohorte jungfräulicher Konfluenzen.

Der Aralsee war ein endorhëischer See in der Turan-Senke. Ein See ohne Abfluss gespeist von Amudarja und Syrdarja, die Wasser aus Gebirgen so fern wie Tian Shan und Pamir herbeischaffen. Doch die Wasserentnahme für die Baumwoll- und Reisproduktion ist so hoch, dass der Amudarja den Aralsee nicht mehr erreicht. Das Wasser verdunstet auf den Feldern oder versickert in maroden Kanälen. Der Aralsee stirbt.

Das berühmteste Symbol für die menschengemacht Katastrophe sind Fotos der, im Wüstensand gestrandeten Fischfangflotte. Der Friedhof der Schiffe am ehemaligen Hafen von Moʻynoq (dt.: Muinak) liegt heute 100 km vom Ufer entfernt. Der Anblick der rostigen Kähne wurde für die steigenden Touristenzahlen mit betonierten Wegen inkl. Muschelintarsien verschlimmschönert. Das öde Panorama von der ehemaligen Klippe am Leuchtturm über die horizontlose Leere ist weiterhin bestürzend.

Die Flotte zog einst 44.000 Tonnen Fisch [1] pro Jahr aus dem See. Unvorstellbare 10 Millionen Fischdosen versorgten von Muinak aus jährlich die Welt. Wir sind die einzigen Besucher im frisch restaurierten Ökologie Museum Muinak. Im gebohnerten Marmorfußboden spiegeln sich die Lichter der Neonleuchten. Alte Fotos der endlosen Wasserfläche an den Wänden verstören. Tote Fische stecken kopfüber in Gläsern mit einer klaren Flüssigkeit. Die Exponate scheinen aus einem anderen Universum.

Ein 20minütiger Dokumentarfilm ist (fast) obligatorisch. Die Ausstellung auf zwei Etagen wird kurzerhand in einen exklusiven Kinosaal umgewandelt – zwei Stühle mitten in den Saal – Licht aus – Laptop an. Die Schwarz-weiß-Bilder an der Wand werden lebendig. Am Scheitelpunkt der Produktivität lag der maximale Ausstoß bei 21,5 bis 22 Dosen pro Minute. 20 endemische Fischarten waren dank der Überfischung schnell verschwunden. Schon Mitte der 80er Jahre mussten robustere Arten eingeführt werden, die mit dem steigenden Salzgehalt im Wasser zurechtkamen [2]. 1992 musste die kommerzielle Fischerei komplett eingestellt werden. Die Fischfabrik lief weiter: Fisch aus der Ostsee wurde zur Verarbeitung herangekarrt. 1998 wurde die Fabrik schlussendlich geschlossen. 10tausende Arbeiter entlassen. Der letzte Fisch in Muinak ist das Wahrzeichen auf dem Ortsschild. Und die Schuldfrage wird propagandistisch geklärt: Kasachstan rettet einen kleinen Teil des Aralsees im Norden mit einem Damm. Die Wasser des Syrdarja erreichen den Südteil nicht mehr. Das sei der Grund für den Wassermangel auf der usbekischen Seite. Aha.

Wir verlassen den klimatisierten Raum und fahren geradeaus in die Aralkum hinein. Es ist heiß. Durch Verdunstung entstand über dem See eine Dunstglocke, die den Steppenwinden Einhalt gebot. Das Verschwinden dieser Dunstglocke bewirkt eine Verschärfung des kontinentalen Klimas: heißere Sommer und kältere Winter.

Auf den letzten Kilometern zur Konfluenz kämpfen wir uns durch meterhohes trockenes Schilf. Im Winter, wenn Kirgistan mehr Strom verbraucht und dabei mehr Wasser aus den Reservoiren ablässt, während Usbekistan und Kasachstan weniger Wasser für die Agrarwirtschaft benötigen, entstehen am Rand der Aralkum einige Feuchtbiotope. Deshalb würde die Konfluenz eigentlich auf einem Fahr-Damm liegen. Der wird offenbar nicht mehr unterhalten. Genau am Konfluenz-Punkt ist der Damm weggespült und unterbrochen. Übrig ist ein stinkendes Wasserloch, dass über eine Ausweichpiste umfahren werden muss. Nach zwei erfolglosen Versuchen vom Damm aus herankommen, schlagen wir einen kleinen Bogen nach Osten und klettern in das Loch mit dem letzten Rest modrigem Wasser hinunter. Im Sand finden wir Muschelschalen.

Zwischen Saxaul und Schilf verbringen wir ein verlängertes Nachtlager. Der Toyo springt am nächsten Morgen nicht mehr an. Beim Löten das Trenn-Relais können wir den unwirtlichen Ort etwas länger „genießen“.


Faktenblatt:

  • Name: der letzte Rest
  • Abstand zur Piste: 0 m
  • Nächster erreichter Punkt: 0 m
  • Genauigkeit: 3 m
  • Topographie: flacher Boden des Aralsees in der Turan Senke
  • Wetterlage: 38° C wolkenlose Hitze am Abend
  • Meereshöhe: 38 m
  • Lokale Uhrzeit: 20:50 (GPS zeigt noch ULAT Zentral-Mongolische Zeit)
  • Zeit zum Erreichen: 12 min (1h 17 min vom Abzweig bei Muinak)
  • Strecke zum Erreichen: 660 m (25 km vom Abzweig bei Muinak)
  • Zeit insgesamt: 18 min
  • Umweg insgesamt: 770 km
  • offroad: 710 m
  • zu Fuß: 60 m

Fortsetzung bei 45°N 58°E.

Weitere Reiseberichte unter www.afritracks.de.

 

English

08-Jul-2019 -- At the lake bed of Aral Sea

We say goodbye to Tien Shan in Kyrgyzstan, rush along silk highway in Kazakhstan, before we dive into the old splendor of silk road at open-air museum Khiva. We experience the consequences of the Soviet water management at the bottom of the Aral Sea in Uzbekistan. Tracked and grilled at Gate to Hell, we cruise through the absurd emptiness of Ashgabat Turkmenistan, plunge into lively Persian high culture of Iran and meet old friends in the rugged landscapes of Armenia. This continues the story of 43°N 59°E

The fourth largest inland lake in the world has disappeared in half my life. Imagine if you can: 68,000 square kilometers were lake area in the 1960s and are now desert. Where have all the liters gone? 1,000 cubic kilometers are 1 trillion liters - that's a one with 15 zeros. What is left is the youngest desert in the world - the Aralkum. It has made a name for itself providing toxic desert dust storms with herbicides and pesticides.

You can research numbers, read reports and have a look at documentaries. A permanent expression you get if you experience it for days and over hundreds of kilometers. We will do that as the full extent of the disaster is spread over a swarm of virgin confluences.

The Aral Sea was an endorheic basin at Turan Depression. A lake without drainage fed by Amu Darya and Syr Darya bringing water from mountains as far away as Tian Shan and Pamir. But the water withdrawal for cotton and rice production is so high that the Amu Darya no longer reaches the Aral Sea. The water evaporates at the fields or seeps by leaking canals. The Aral Sea is dying.

The most famous symbol of the man-made catastrophe are photos of the fishing fleet stranded on desert sand. The ship's cemetery at the former port of Moynaq is now situated 100 km away from the shore. The sight of the rusty barges is now framed by concrete paths including shell inlays for the increasing numbers of tourists. The depressing view from the former cliff beside the lighthouse over the horizonless emptiness is still shaking.

The fleet once hauled 44,000 tons of fish [1] per year from the lake. An unimaginable 10 million fish cans left Moynaq annually to cater the world. We are the only visitors at newly restored Moynaq Ecology Museum. A polished marble floor reflects neon lights. Old pictures on the walls showing the endless expanse of water are disturbing. Dead fish stuck headlong in old glasses with a clear liquid. The exhibits seem from another universe.

A 20-minute documentary is (almost) mandatory. The two-floor exhibition is quickly converted into an exclusive cinema - two chairs in the middle of the hall - lights off - laptop on. The black-and-white pictures at the wall become animated. At the peak of productivity, the maximum output was 21.5 to 22 cans per minute. 20 endemic fish species quickly disappeared due to overfishing. Already at the mid-1980s more robust species had to be introduced which could cope with an increasing salt concentration [2]. In 1992 commercial fishing stopped completely. The fish factory continued: fish from the Baltic Sea was carried in for processing. In 1998 the factory was finally closed. Tens of thousands of workers laid off. The last fish one can see painted at Moynaq town sign. The question of guilt is clarified too: Kazakhstan is saving a small part of the Aral Sea in the north by building a dam. Therefore, waters of the Syr Darya no longer reach the southern part. That is declared reason for water shortage on Uzbek side. Aha.

We leave the air-conditioned room straight to Aralkum. It is hot. Evaporation once created a haze dome over the lake stopping steppe winds. Disappearance of this haze dome is causing continental climate to worsen now: hotter summers and colder winters. Last kilometers to confluence we fight our way through meter-high dry reeds. In winter Kyrgyzstan consumes more electricity and drains more water from the reservoirs while Uzbekistan and Kazakhstan need less water for agriculture, still some wetlands arise at edge of Aralkum. Therefore, the confluence would actually lie on a driving dam. Apparently, it’s no longer maintained. Exactly at confluence point, the dam is washed away and broken. What is left is a smelly water hole that has to be bypassed. After two unsuccessful attempts to reach it from the dam, we drive a small arc to the east and climb down into the hole to the last bit of moldy water finding shells in the sand.

We spend an extended night's camp between Saxaul and reed. The Toyo won't start the next morning. When soldering the cut-off relay, we “enjoy” the inhospitable place a little longer.



CP Visit Details:

  • Nickname: remains
  • Distance to track: 0 m
  • Distance according to GPS: 0 m
  • Accuracy: 3 m
  • Topography: flat ground of former Aral sea lake bed at Turan depression
  • Weather: 38° C cloudless at at the evening
  • Altitude: 38 m
  • Local time: 20:50 (GPS shows ULAT Central Mongolian Time)
  • Time to reach: 12 min (1 h 17 min turn-off at Moynaq)
  • Distance to reach: 660 m (25 km from turn-off at Moynaq)
  • Time: 18 min
  • Detour: 770 m
  • offroad: 710 m
  • walking: 60 m

 

[1] Infoblatt Aralsee, Lars Pennig, Kristian Uhlenbrock, Klett, Leipzig 2003 , 2012 https://www.klett.de/sixcms/detail.php?template=terrasse_artikel__layout__pdf&art_id=1006578
[2] Fishery in the lower Amu-Dary under the impact of irrigated agriculture, L.P. Pavlovskaya, Karakalpak Branch of the Academy of Sciences of Uzbekistan, Nukus, Uzbekistan, http://www.fao.org/3/v9529E04.htm

 

Continued at 45°N 58°E.

Further trip reports you can find at www.afritracks.net or www.afritracks.de.


 All pictures
#1: Lake Aral Ground Zero to the sundown
#2: Lake Aral Ground Zero to the North
#3: Lake Aral Ground Zero to the South
#4: Lake Aral Ground Zero to the East
#5: remains of Lake Aral at confluence point
#6: GPS
#7: exhibits at Muynak ecologic museum
#8: brand new Muynak Ecology Museum and the last fish
#9: depressing view from former cliff over ship's cemetery at former port of Mo'ynoq - horizonless emptiness where once was water
#10: fishing fleet stranded on desert sand at Muynak - most famous symbol of the man-made catastrophe
#11: approaching confluence at Aral Sea lake bed
#12: sodering cut-off relay
ALL: All pictures on one page
  Notes
On the former seabed of the nearly dried out Aral Sea.