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01-Sep-2011 -- Auf Pilgerfahrt „Schon wieder so ein Tourist.” Gerade noch rechtzeitig vor der Einfahrt in die 20 Kilometer lange Schlucht Desfiladero de La Hermida gelang dem Lenker des einheimischen Fahrzeugs ein Überholmanöver. Er konnte nicht wissen, dass mein Fahrer sich ungern als gemütlicher Feriengast abstempeln ließ und der Spanier konnte sich natürlich nicht gefallen lassen, dass der Tourist an seiner Stoßstange kleben blieb. Der Eindruck der Felsenge wurde somit noch verstärkt durch den atemberaubenden Fahrstil der beiden schwarzen Wagen, die am frühen Morgen durch die kurvige Klamm rasten, die Kantabrien von Asturien trennt.
Normalerweise hätte ich schon längst protestiert. Doch Eile war angesagt. Wir sollten rechtzeitig zurück sein in San Vincente de La Barquera. Der Surfkurs war vorverlegt worden. Das machte es nicht einfacher, die 113 Kilometer bis zur Konfluenz zu absolvieren.
Aus den Schluchten der kantabrischen Kordilleren ging es anschließend direkt hinauf in ihre Höhen. Hinter Potes windet sich die Landstrasse in engen Serpentinen zur Puerto de San Glorio hinauf und bietet grandiose Ausblicke. Als die Reifen dann nur noch quietschten, sah sich der Beifahrer gezwungen, die Geschwindigkeit durch Androhung von ungebremster Übelkeit zu verringern. Wir lagen gut in der Zeit. Die Konfluenz liegt schließlich nur 120 Meter neben der Straße.
Nach Kastillien-Leon hinunter ging es erneut hinein in eine abenteuerliche Klamm. Llanaves de Reina und Portilla de Reina liegen malerisch in der Hoz de Llanaves.
Blaue Schilder mit der stilisierten gelben Jakobsmuschel am Straßenrand verraten, dass die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostella einmal mehr ihre meditative Wanderung auf der Teerstraße absolvieren müssen. Die klassische Route des Camino de Santiago ist in Frankreich und Spanien inklusive Sakralbauten, Palästen, Privathäusern, Brücken, Schleusen und Wegekreuzen als Weltkulturerbe ausgezeichnet. In Spanien ist aber die Küstenvariante, der Camino del Norte, weitaus beliebter. Dieser ist zwar anstrengender, entspricht aber eher den Erwartungen eines geistlichen Wanderers, als die oft wenig inspirierende klassische Streckenführung des Camino Francés. Die klassische Route führt häufig entlang der Hauptverkehrsrouten, wo die Pilgerschaft dank des hiesigen Fahrstils mitunter zur lebensgefährlichen Wallfahrt mutiert. Mit neuen Gehwegen und alternativen Wegstrecken reagieren Staat und private Freundeskreise auf die Renaissance des Pilgerweges. Ich wundere mich, die Wegmarkierungen so weit südlich anzutreffen – sind wir bereits so weit von der Küste und dem Camino del Norte entfernt, dass wir auf den Camino Francés treffen?
Keine Zeit länger drüber nachzudenken. Wir erreichen die Ausläufer unseres Ziels Embalse de Riaño. Jetzt im Spätsommer ist der Wasserstand sehr niedrig. Obwohl der Stausee schon seit 1987 in Betrieb ist, ragen Brücken aus dem braunen Seeboden und Straßen führen schnurgerade ins Wasser hinein. Es scheint als ob er gerade eben geflutet würde.
Vorbei geht es am neu aufgebauten Hautptort Nuevo Riaño und der imposanten Brücke über den Stausee, unter der das heute geflutete „Viejo“ Riaño ruht. Einige Buchten nördlich liegt hier am östlichen Ufer des Embalse de Riaño die Konfluenz. Dank der Fotodokumentationen unserer Vorgänger wissen wir, es gibt „Parkbuchten“ unterhalb der Konfluenz. Wir erklimmen die steile Böschung und kämpfen uns auf Kuhpfaden 80 Höhenmeter bergauf. Durch dichtes Buschwerk nähern wir uns dem Ziel mühsam im Zickzack-Kurs und krabbeln am Ende unter zwei Büsche, um einen Blick auf die Null zu werfen.
Fast schon ein Konfluenz-Naturgesetz ist die Erleuchtung auf dem Rückweg: Links herum durch ein kleines Tälchen und über eine geneigte farnbestandene Wiese hätten wir es auch bequemer haben können.
Es reichte gerade noch für einen Abstecher zum Mirador del Collado de Llesba um einen Blick auf den Nationalpark Picos de Europa zu werfen. Schade, dass für eine Wanderung durch die „Gipfel Europas“ oder auf dem Camino de Santiago keine Zeit mehr blieb. Dafür stellte sich im Nachhinein heraus, dass wir auf der gesamten Wegstecke von unserem Zelt in San Vincente de La Barquera bis zur Konfluenz auf der Ruta Vadiniense unterwegs waren – einer relativ unbekannten Variante des Camino de Santiago. Dafür ist offenbar die Schlucht von La Hermida um so bekannter: Mittlerweile war sie von ganzen Wohnmobilkarawanen verstopfte. Spätestens jetzt war klar, warum der Einheimische es am Morgen so eilig gehabt hatte.
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01-Sep-2011 -- On pilgrimage "Again one of these tourists." Just in front of the entry to the 20-kilometres long gorge Desfiladero de La Hermida the driver of the local vehicle managed to overtake. He couldn’t know that my driver didn’t like to be labelled as laid-back sightseer and of course the Spanish guy could not put up with a tourist stuck to his bumper. The impression of the canyon was boosted by the breathtaking style of driving of two black cars racing through the winding ravine, which separates Asturias and Cantabria, early in the morning.
I would have protested long ago normally. But we had to hurry up. Our surfing lesson was accelerated. That made it not easier to complete the 113 kilometres from San Vincente de la Barquera to the confluence in time.
From the canyons of the Cantabrian Cordillera it went straight up to their heights. Behind Potes the road winds up to Puerto de San Glorio and offers terrific views. As the tires were squealing continuously, the passenger forced to reduce the speed by threat of car sickness. We were well on schedule. Finally the confluence is located only 120 meters off the road.
We went down again into Castile-Leon and another adventurous gorge. Llanaves de Reina and Portilla de Reina are located picturesquely in the Hoz de Llanaves.
A stylized yellow scallop on blue background - signs at the roadside announced that the pilgrims en route to Santiago de Compostela must pass their meditative walk on tarred road again. The classic route of the way of St. James through France and Spain is declared as World Heritage Site, including religious buildings, palaces, private houses, bridges, watergates, and way crosses. In Spain, however, the coastal alternative Camino del Norte is far more popular. It is more exhausting but rather fulfils the expectations of a spiritual wanderer than the not inspiring classic route Camino Francés. As the classic route often follows the main traffic roads the pilgrimage sometimes becomes perilous thanks to the local driving style. By building new sidewalks and alternative routes government and private friends respond to the growing popularity of the trail. I wonder why we found the signs as far south – did we already went so far from the coast and the Camino del Norte that we crossed Camino Frances?
No time to think about. We reached our destination Embalse de Riaño. As it was late summer, the water level was very low. Although the dam has been erected 1987, bridges stick out of the mud and streets lead straight into the water. It seemed as if they would just flood the artificial lake.
We passed the main village Nuevo Riaño and the impressive bridge over the lake under which the now flooded "Viejo" Riaño is located. Some kilometres north on the eastern shore of the Embalse de Riaño, the confluence is located. Thanks to the photographic documentation of our predecessors, we knew there are "parking lots" below the confluence. We climbed the steep embankment and fought our way up 80 meters difference in altitude. Through thick bushes we zigzagged on cattle trails and ended up having to crawl under two bushes to take a look at the zeroes.
Almost a confluence natural law is the enlightenment on the way back: Going left through a little valley and over grassland growing some fern we could have had it easier.
There was just enough time for a short trip to Mirador del Collado de Llesba to take a look at the National Park Picos de Europa. It was a pity, that we didn’t have time for a hike through the "peaks of Europe" or on the Camino de Santiago. Therefore an extensive research brought out that we travelled the whole way between our tent in San Vincente de la Barquera and the confluence on Ruta Vadiniense - a little-known variant of the way of St. James. In contrast the gorge of La Hermida is obviously very well-known: It was meanwhile blocked by a lot of caravans. Now it was clear why the local driver was in a hurry to overtake in the morning.